Von Thomas Schmidt
Der Überlieferung nach soll Ludwig van Beethoven immer genau 60 Kaffeebohnen für seine Tasse Kaffee verwendet haben. Offensichtlich war Kaffee sehr inspirierend für Beethoven und unserer Überzeugung nach kam es zu folgender Begebenheit, die zu einer der bekanntesten Symphonien führte. Beethoven brachten seine 3. Symphonie Eroica und 4. Symphonie bereits hohe Beachtung ein. Im Jahr 1806 gab Graf Franz von Oppersdorff Beethoven zwei Symphonien in Auftrag. Allerdings fühlte sich Beethoven nach seinen Erfolgen etwas ausgebrannt. Ihm fiel kein rechtes Anfangsmotiv für die Ouvertüre ein. Es sollte durch rhythmische Kraft sowohl Liebhaber der klassischen Musik als auch Menschen, die sonst kaum der klassischen Musik zugeneigt sind, in den Bann ziehen. Aber momentan: Blackout. Leere Notenblätter hatte er auf seinem Schreibtisch bereit liegen, aber sie blieben noch unbeschrieben. Ein Urlaub hätte ihm gutgetan, aber nein, die Zeit zum Abgabetermin drängte. Und wie so viele Kreative in einer Schaffenskrise, machte er sich erst mal einen Kaffee. Wie erwähnt, nahm er dafür genau 60 Bohnen. Das sind etwa 7 Gramm und der Kaffeefreund von heute weiß, dass das die genaue Menge für einen Espresso ist. Pedantisch zählte er die Bohnen ab um sie zu mahlen. Als er alle 60 Bohnen abgezählt und in der Hand hielt, stürmt laut rufend seine dralle Haushälterin Berta rein, um die Ankunft eines Gastes zu melden. Da Beethoven gar nicht schwerhörig war, sondern sein „Was?“ immer nur ein Ausruf seines Erstaunens war, erschrak er durch Bertas lautes Gepolter und verstreute die Kaffeebohnen aus seiner Hand über den Schreibtisch und über die leeren Notenblätter.
Entnervt fuhr er zu Berta rum und entließ sie auf der Stelle. Den Gast wollte er auch nicht mehr sehen. Zornig und frustriert wollte er die Kaffeebohnen wieder aufsammeln, stutzte aber, als er ein paar der Bohnen auf dem Notenblatt sah. Sie hatten sich wie Noten über die Zeilen verteilt.
Zögerlich betrachtete er die Bohnen, die sich so geradlinig hintereinander aufreihten. Skeptisch summte er die Melodie, die die Bohnen-Noten bildeten. TaaTaaTaa – Taa. „Was!“ rief er aus. TaaTaaTaa – Taa! Das klang nach einem würdigem Anfangsmotiv für sein Auftragswerk. Sein Ärger wandelte sich in Euphorie. Sofort ließ er Berta bestellen, sie sei wieder eingestellt. Er trällerte und pfiff sein neues Leitmotiv und spielte es geschwind auf dem Klavier nach. PERFEKT. Den Rest komponierte er schnell zusammen und fertig war seine 5. Symphonie.
Letztlich verkaufte Beethoven sein Werk jedoch dem Fürsten Franz Joseph Lobkowitz. Angeblich schrieb er, dass „Not ihn zwang, die Sinfonie an jemanden anderen zu veräußern“. Unserer Vermutung nach geschah es aber, weil Berta letztlich doch gekündigt hatte und für Oppersdorff arbeitete. Und aus dem Grund wurde die 5. Symphonie auch oft als Schicksalssinfonie bezeichnet.